Ausstieg aus Atomkraft und fossilen Energien alternativlos – Energie und Wirtschaft klimaneutral und nachhaltig umbauen

In der Diskussion um die Stromnetzstabilität betont Kerstin Eisenreich, energiepolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE:

„Durch die Abschaltung der Kernkraftwerke ist nicht mit Blackouts zu rechnen. Atomstrom ist teuer und noch teurer sind die Ewigkeitskosten, die der Gesellschaft durch die sichere Endlagerung von Atommüll entstehen, für die in Deutschland noch keine Lösung wirklich absehbar ist. Bei 92,5 Gigawatt installierter Leistung konventioneller Kraftwerke und einem durchschnittlichen Verbrauch von etwa 80 Gigawatt, wird klar, dass Deutschland auch ohne die Erneuerbaren mehr Strom produziert, als es selbst verbraucht. Es gibt keine Alternative zum Ausstieg aus der klimaschädlichen Verstromung fossiler Kohle, wenn wir nicht riskieren wollen, dass durch die Folgen der Klimaveränderungen die Sicherung der Lebensgrundlagen der Menschheit aufs Spiel gesetzt werden. Das klingt abstrakt, ist es aber nicht, wie die zunehmenden Extremwetterereignisse belegen.

Abgesehen davon, dass Erdgas derzeit als Brückentechnologie zur Grundlastfähigkeit beiträgt, sind auch Erneuerbare Energien dazu in der Lage. Das Fraunhofer-Institut hat in einer Studie gezeigt, dass Offshore-Windenergien „Kraftwerkseigenschaften“ haben. Ähnlich wie konventionelle Kraftwerke haben sie die Fähigkeit, konstante Leistungen zu erzielen und können bei kurzfristigen Schwankungen einspringen. Auch Biogasanlagen sind eine verlässliche Quelle für erneuerbaren Strom und insbesondere dann auch nachhaltig, wenn sie mit Gärresten und anderen Reststoffen aus der Landwirtschaft betrieben werden.

Geht man von diesen Fakten aus und weiß um die tatsächliche Leistungsfähigkeit des europäischen Verbundnetzes, ist die Gefahr für den Industriestandort Sachsen-Anhalt durch Stromschwankungen oder -ausfällen gering. Aber nichtsdestotrotz müssen die Erneuerbaren Energien massiv ausgebaut, Stromnetze innerhalb Deutschlands und grenzüberschreitend verbessert, der Stromverbrauch flexibler gesteuert und reduziert werden. Es braucht eine intelligentere Infrastruktur und wesentlich höhere Energieeffizienz und Speicheranlagen als wichtigen Baustein der Versorgungssicherheit. Stromversorgung und Stromnetz können entlastet werden, wenn Erzeugung, Speicherung und Verbrauch stärker dezentral und lokal erfolgen.

Wir müssen dringend daran arbeiten, dass der Ausstieg aus dem fossilen Zeitalter gelingt und trotzdem die Energieversorgung für Menschen und Industrie gesichert bleiben. Da hilft es aber nicht, immer wieder vermeintliche Katastrophenszenarien heraufzubeschwören, sondern zielstrebig und gemeinsam Energie und Wirtschaft klimaneutral, nachhaltig und zukunftsfest umzubauen. Das sichert langfristig den Industriestandort und Beschäftigung für die Menschen in Sachsen-Anhalt.“

Magdeburg, 27. Januar 2022