Gesunde Ernährung muss bezahlbar bleiben – Lebensmittelverschwendung stoppen

In der Debatte um die anhaltende Inflation und Preissteigerungen im Landtag von Sachsen-Anhalt betont Kerstin Eisenreich für die Fraktion DIE LINKE:

„Die aktuelle Inflation ist das Ergebnis der seit über einem Jahr ansteigenden Preise, angefangen bei den Rohstoffpreisen bis hin zu den Verbraucherpreisen im Supermarkt. Schon in der Zeit der Pandemie mussten aufgrund von Kurzarbeit Arbeitnehmer*innen erhebliche Einkommensverluste in Kauf nehmen. Das war und ist gerade für Arbeitnehmer*innen in Sachsen-Anhalt erheblich, liegen doch die Einkommen nach wie vor unter dem Bundesdurchschnitt und das Armutsrisiko ist besonders hoch. Millionen Menschen hatten bereits vor und während der Pandemie keinen Zugang zu gesunder Ernährung, zu ausreichender Energie- und Wärmeversorgung, zu Mobilität, Sport, Kultur, Freizeitangeboten. Die Entlastungspakete der Bundesregierung sind grundsätzlich richtig, aber am stärksten entlastet werden die, mit dem ganz großen Portemonnaie. Wir sollten uns alle fragen, ob wir Lebensmittel hamstern, die wir gar nicht brauchen. Lebensmittel, die nicht dauerhaft haltbar sind, werden dann weggeworfen.

Ernährungssicherheit und Hunger betreffen derweil weltweit Millionen von Menschen. Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wird die Zahl der vom Hunger bedrohten Menschen um mehrere Dutzend Millionen erhöhen, da 30 Prozent der Lieferungen über das Welternährungsprogramm aus der Ukraine kamen. Die Auswirkungen werden allerdings erst nach der diesjährigen Ernte richtig zeigen. Hinzu kommen Schwierigkeiten, die Lieferketten unter anderem wegen der enorm gestiegenen Transportkosten aufrechtzuerhalten. Das Problem ist aber auch hier nicht allein die Frage, ob Lebensmittel überhaupt verfügbar sind, sondern ob sich die Menschen die importierten Lebensmittel überhaupt leisten können. Denn ein großer Teil der armen Menschen muss 60 bis 80 Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Mittel- und langfristig muss der Selbstversorgungsgrad in diesen Ländern erhöht, Strukturen vor Ort entwickelt werden.

Wir müssen uns in Europa und auch in Sachsen-Anhalt fragen, was wozu angebaut wird. Denn bereits im März habe ich an dieser Stelle darauf verwiesen, dass ein großer Teil des in Europa angebauten Getreides für Tierfutter verwendet wird. Eine Reduzierung des Fleischverzehrs ist sinnvoller als stillgelegte Flächen wieder zu kultivieren. Es geht also darum, dass Interessenkonflikte zwischen Ernährungssicherheit und Naturschutz eben nicht gegeneinander ausgespielt und Klima- und Umweltziele nicht über Bord geworfen werden dürfen. Ich möchte nochmals hier betonen, dass Unmengen von Lebensmitteln vernichtet und weggeworfen also verschwendet werden. Dieses Problem muss dringend angegangen werden.

Preise sind menschengemacht, dahinter stehen immer Menschen mit ihren ökonomischen Interessen. Wie kann es deshalb sein, dass Familien, Rentner*innen, Arbeitnehmer*innen, Mieter*innen, Studierende, Gewerbetreibende tagtäglich ums Überleben kämpfen, während Rohstoffkonzerne oder Lebensmittelriesen beim Blick auf ihre Konten vor Lachen nicht mehr in den Schlaf kommen? Da läuft etwas falsch und dagegen müssen wir als Politik endlich was unternehmen. Der Markt wird das nicht im Interesse der Menschen regeln! “

Magdeburg, 29. April 2022