Konsequentes Handeln für Ernährungssicherheit – Wegwerfverbot für Lebensmittel nötig

In der aktuellen Debatte der heutigen Landtagssitzung um Ernährungssicherheit betont unsere Agrarexpertin Kerstin Eisenreich:

„Kriegsbedingte Ernteausfälle werden zu einer Verknappung führen und die Preise weiter nach oben katapultieren. Aber es geht nicht nur um Getreide, auch um Soja, Sonnenblumenöl, Tierfutter und Düngemittel. Europa dürfte glimpflich davonkommen. Aber bei der Verwendung von 70 Prozent des europäischen Getreides als Tierfutter sollten wir einmal ehrlich sein, welches Potenzial hier noch auszuschöpfen ist. Es ist eine unsägliche Praxis, dass in Deutschland Lebensmittel vernichtet werden. Da wird Gemüse vor der Ernte untergepflügt, weil es angeblich nicht verkauft werden kann oder Obst bleibt am Baum und vergammelt, weil wir es billiger aus anderen Ländern importieren. Ein längst notwendiges Wegwerfverbot von Lebensmitteln in der Verarbeitung und im Handel muss endlich umgesetzt werden.

Wir brauchen eine Agrarwende zum Schutz von Mensch und Natur, ansonsten werden die Folgen auch ohne Kriege katastrophal sein und unsere Zukunft und die der nachfolgenden Generationen gefährden. Wenn wir die weltweite Ernährungssicherheit garantieren wollen, Hunger, Landvertreibung, Wasserverknappung verhindern, müssen wir die Landwirtschaft unter agrarökologischen und Klimaaspekten umbauen. Das regelt im Übrigen kein Markt! Die Verunreinigung von Wasser, Boden und Luft muss endlich beendet werden. Monokulturen müssen der Vergangenheit angehören, weil durch den Verlust der biologischen Vielfalt Ernteeinbußen vorprogrammiert sind. Außerdem sind Monokulturen, die überwiegend der Bedürfnisbefriedigung der Menschen in den Industriestaaten dienen, die Ursache für Vertreibung, Bodendegradation, Privatisierung und Verknappung von Wasser und damit für Armut, Hunger, die Beschneidung von Menschenrechten und Flucht.

Der aktuelle Krieg fordert kurzfristige Lösungen für jene, die bisher sehr stark von den Getreideimporten aus der Ukraine und Russland abhängig sind. Die betroffenen Länder benötigen Hilfslieferungen, aber auch Finanzhilfen sowie logistische Hilfe, weil Transportwege zerstört und auch die Transportkosten durch die Preissteigerungen im Energiesektor durch die Decke gehen. Wir müssen mittel- und langfristig dafür sorgen, dass die Importabhängigkeit weltweit reduziert wird. Insofern zeigen uns die für heute angekündigten Klimastreiks, dass wir auf keinem guten Weg sind. Sie fordern zurecht konsequentes Handeln zum Klimaschutz ein. Die Sicherstellung der Ernährung für die Milliarden Menschen unter den zugespitzten Bedingungen des Ukrainekrieges sollten dabei dringliche Mahnung sein, endlich aktiver zu werden.“

Magdeburg, 25. März 2022